Warum haben Kinder Wutanfälle?
Kinder können ihre Wutanfälle nicht gezielt einsetzen, um zu bekommen, was sie wollen. Das liegt an ihrer unreifen Hirnentwicklung, besonders der noch nicht ausgereiften Impulskontrolle und der Amygdala, die in diesen Momenten ohne Kontrollinstanz agiert. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, dass sie in diesen Momenten unsere liebevolle Unterstützung brauchen.
Unsere Reaktion als Eltern: Einfluss auf das Kind
Oft reagieren wir als Eltern mit Stress oder Hilflosigkeit, wenn unsere Kinder wütend sind. Doch wie wir reagieren, beeinflusst direkt die Gefühle und die Stresslevel unserer Kleinen. Hier möchte ich euch zeigen, wie eine achtsame Begleitung aussehen kann.
Beispiel: Ein Tag im Park
Letzten Samstag war ich mit meiner Tochter im Park. Sie wollte unbedingt auf die Schaukel, aber eine ältere Gruppe Kinder hatte sie schon besetzt. Meine Tochter war frustriert und begann zu weinen. Anstatt zu sagen „Es ist okay, probier etwas anderes“, habe ich ruhig mit ihr gesprochen. Ich sagte: „Ich sehe, dass du traurig bist, weil du die Schaukel benutzen wolltest. Das ist frustrierend, wenn etwas, das du magst, nicht verfügbar ist.“. Folgende Punkte sind hierbei wichtig:
Emotionale Validierung:
Kinder erleben Gefühle intensiv und unmittelbar. Wenn ein Kind frustriert ist, weil es seinen Wunsch nicht erfüllen kann, ist es wichtig, dieses Gefühl anzuerkennen und zu benennen. Indem wir sagen „Ich sehe, dass du traurig bist“, geben wir dem Kind das Gefühl, verstanden zu werden. Das trägt dazu bei, dass sich das Kind gehört und akzeptiert fühlt.
Empathie zeigen:
Durch die Formulierung „weil du die Schaukel benutzen wolltest“ zeigen wir unserem Kind, dass wir seine Bedürfnisse und Wünsche verstehen. Das Kind fühlt sich ernst genommen und sieht, dass wir uns in seine Lage versetzen können.
Anerkennung der Herausforderung:
Indem wir sagen „Das ist frustrierend, wenn etwas, das du magst, nicht verfügbar ist“, erkennen wir die Schwierigkeit an, mit der das Kind konfrontiert ist. Wir zeigen Verständnis für seine Enttäuschung und helfen ihm, seine Gefühle zu benennen und zu verstehen.
Aufbau von Resilienz:
Durch diese Form der Kommunikation lehren wir Kinder, mit Frustration und Enttäuschung umzugehen. Sie lernen, ihre Gefühle auszudrücken, statt sie zu unterdrücken. Dies fördert die emotionale Resilienz und hilft Kindern, ihre Emotionen besser zu regulieren.
Im Gegensatz dazu könnte die Aussage „Es ist okay, probier etwas anderes“ das Kind das Gefühl geben, dass seine Gefühle nicht wichtig sind oder nicht ernst genommen werden. Es könnte das Kind auch daran hindern, seine eigenen Emotionen zu erkennen und zu verarbeiten, da es nicht die Gelegenheit bekommt, seine Frustration auszudrücken oder zu verstehen, warum es nicht die gewünschte Schaukel benutzen kann.
Daher ist es effektiver und unterstützender, wenn wir als Eltern einfühlsam auf die Gefühle unserer Kinder eingehen und sie dabei unterstützen, ihre Emotionen zu verarbeiten und zu verstehen.
Warum Gefühle gefühlt werden wollen
Gefühle möchten gefühlt werden, nicht ignoriert oder beschwichtigt. Wie ein Fahrrad zum Fahren gemacht ist, so sind auch Gefühle dazu da, gefühlt zu werden. Ignorieren wir sie, können sie später in anderer Form zurückkommen.Gefühle sind ein wesentlicher Teil unseres Menschseins. Sie sind wie Signale, die uns etwas über uns selbst und unsere Bedürfnisse sagen. Wenn wir unsere Gefühle ignorieren oder unterdrücken, blockieren wir nicht nur unsere eigene emotionale Erfahrung, sondern können auch langfristige Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit haben.
Indem wir unseren Gefühlen Raum geben, ermöglichen wir uns selbst, uns selbst besser kennenzulernen und unsere Bedürfnisse zu verstehen. Dies ist besonders wichtig in der Kindheit, da Kinder erst lernen, ihre Emotionen zu verstehen und auszudrücken. Wenn wir Kindern beibringen, dass es in Ordnung ist, traurig, wütend oder frustriert zu sein, zeigen wir ihnen, dass ihre Gefühle gültig sind und dass sie die Fähigkeit haben, mit ihnen umzugehen.
Darüber hinaus können unterdrückte Gefühle später zu größeren emotionalen Ausbrüchen führen oder sich auf andere Weise manifestieren, wie zum Beispiel durch körperliche Beschwerden oder Verhaltensprobleme. Indem wir unsere Gefühle anerkennen und ihnen erlauben, gefühlt zu werden, fördern wir eine gesunde emotionale Regulation und ein besseres Verständnis für uns selbst und andere.
Kurz gesagt, das Fühlen von Gefühlen ist nicht nur ein natürlicher Teil unseres Seins, sondern auch ein wichtiger Schlüssel zu unserem emotionalen Wohlbefinden und unserer psychischen Gesundheit.